Gastronomie auf dem Prüfstand: Servicequalität, Trinkgeld und rote Linien im Gaststättengewerbe

Wie oft gehen die Schweizerinnen und Schweizer auswärts essen? Worüber ärgern sie sich im Restaurant – und wie stehen sie zum Trinkgeld? Unsere aktuelle Studie liefert detaillierte Einblicke in die Gastro-Gewohnheiten der Bevölkerung. Befragt wurden mehr als 1.000 Personen aus der Deutsch- und Westschweiz. 

Serviert, aber nicht verwöhnt

Rund 7 von 10 Schweizer*innen gönnen sich zumindest einmal im Monat ein Essen ausser Haus (69%) – mehr als in Deutschland (54%) oder Österreich (65%). Doch die kulinarische Freude hat ihre Grenzen: Insgesamt hat zwar die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer das Gefühl, dass der Kunde in der Gastronomie tatsächlich „König“ ist (75%). Doch nur gut jede*r Fünfte erlebt das häufig (22%), 52% dagegen nur gelegentlich. Ein weiteres Viertel fühlt sich nur noch selten bzw. nie königlich behandelt (25%). Am häufigsten ärgern sich Gäste über ein schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis (32%), gefolgt von langen Wartezeiten (28%) und unfreundlichem oder schlechtem Service (27%). 

Rund jede*r Vierte hat den Eindruck, dass die Servicequalität in den letzten Jahren nachgelassen hat (27%). Hier stellen die Schweizer Befragten ein etwas besseres Zeugnis aus als die österreichischen. Im Nachbarland nimmt ein gutes Drittel ein Sinken der Servicequalität wahr (35%). Trotz gelegentlichem Ärger bleibt der Ton in den heimischen Gaststätten meist freundlich – oder ganz aus. In Schnitt äussern die Schweizerinnen und Schweizer nur rund zwei Mal im Jahr einen kritischen Hinweis und nur einmal eine deutliche Beschwerde. 

Zwischen Trinkgeld und Tariflohn

Beim Thema Trinkgeld zeigt sich ein Spannungsfeld: Fast 9 von 10 Schweizer*innen sind bereit, bei gutem Service auch „Overtip“ zu geben. Zugleich sprechen sich 86% dafür aus, gutes Service durch faire Löhne zu entlohnen – anstelle der freiwilligen Gabe. 80% plädieren für eine Steuerfreiheit des Trinkgeldes und fast 4 von 10 würden es gerne grundsätzlich abschaffen. 

Reservieren mit Anstand – aber ohne Kreditkarte

Die Mehrheit der heimischen Gastro-Gäste hält sich an Vereinbarungen: Nur 16% sind schon einmal trotz Reservierung und ohne abzusagen nicht erschienen. Ebenso wenige haben bereits parallel in mehreren Lokalen reserviert (16%). Neue Praktiken aus der Gastronomie, die die Reservierungsmoral noch weiter anheben möchten, finden bei den Schweizerinnen und Schweizern dagegen wenig Anklang. So lehnen es 72% klar ab, bereits bei der Reservierung Kreditkartendetails angeben zu müssen. Auch Time-Slots, fixe Servicegebühren oder Strafzahlungen stellen für die Mehrheit der heimischen Gastronomiebesucher*innen klare rote Linien dar, die sie von einem (weiteren) Restaurantbesuch abhalten würden. 

Gratis-Leistungen ja – aber nicht gegen Aufpreis

Das Bestellen von Hahnenwasser ist in der Schweiz verbreitet – rund zwei Drittel haben dies schon getan (63%). Dafür zahlen möchten aber die wenigsten: Maximal 1,50 CHF würde man im Schnitt für ein Glas Wasser aus der Leitung akzeptieren. Wird aus diesem Service eine kostenpflichtige Leistung, würden viele dann lieber verzichten.

„Die Schweizerinnen und Schweizer schätzen gutes Essen und sind bereit, dafür auch tiefer in die Tasche zu greifen – sofern Qualität und Service stimmen. Doch die Zufriedenheit bröckelt: Jede*r Vierte nimmt eine Verschlechterung der Qualität wahr. Neue Regeln wie kostenpflichtiges Hahnenwasser, Zusatzgebühren für Teller oder Kreditkartenpflicht bei Reservierungen stossen vielen sauer auf. Die Gastronomie ist gefordert, mit Fingerspitzengefühl vorzugehen, um die Lust am Auswärtsessen nicht zu verspielen“, erläutert Roland Zeindler, Geschäftsführer von Marketagent Schweiz. 

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