Aufs Smartphone wird nicht gerne verzichtet, auf Telefonate umso lieber
An Verständigungsproblemen beim Telefonieren muss nicht immer eine schlechte Verbindung schuld sein. Zwischen Jung und Alt können solche mitunter auch durch unterschiedliche Nutzungsmuster oder konträre Ansichten hinsichtlich der richtigen Telefon-Etikette auftreten. Einigkeit herrscht generationenübergreifend noch beim potenziellen Verzicht auf das Smartphone. So zeigt eine repräsentative Marketagent-Umfrage, dass die Schweizerinnen und Schweizer problemlos eine Woche lang dem Alkohol (75%), dekorativer Kosmetik (62%) oder Sex (56%) entsagen könnten. Anders beim mittlerweile wohl wichtigsten täglichen Begleiter: Lediglich 16% könnten sich vorstellen, 7 Tage lang auf ihr Smartphone zu verzichten. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass dieses Device durchschnittlich 17 Mal pro Tag auf versäumte Anrufe, neue Nachrichten, E-Mails oder Social Media Updates überprüft wird. In der Generation Z fällt der Blick aufs Smartphone mit im Schnitt 24 Mal täglich dabei etwa zweieinhalb Mal so oft wie in der Gruppe der Babyboomer, für die 9 Handy-Checks ausreichen.
„Die Schweizerinnen und Schweizer haben das Natel zwar häufig in der Hand, aber nur selten am Ohr. Von seinem ursprünglichen Daseinszweck, dem Telefonieren, entfernt es sich immer mehr. Laut unserer Umfrage bevorzugen 8 von 10 Befragten Text- und Sprachnachrichten klar gegenüber Telefonaten“, erläutert Roland Zeindler, Geschäftsführer von Marketagent Schweiz. Die Gründe dafür sind nicht nur vielfältig, sondern auch von Generation zu Generation verschieden. Die grössten Vorteile sehen alle Befragten in der zeitlichen Unabhängigkeit: Auf Textnachrichten muss nicht sofort geantwortet werden (61%) und sie können zu jeder Zeit gesendet werden (61%). Vor allem die Generation Z schätzt darüber hinaus, dass Textnachrichten mehr Kontrolle über die eigene Reaktion erlauben (40%) und es zu weniger unangenehmen Situationen kommen kann (36%). Auch die Multitasking-Möglichkeiten, die sich durch diesen Kommunikationskanal auftun, stehen bei den Jüngeren (35%) deutlich höher im Kurs als bei den Älteren (14%).
Telefonieren: Zeitersparnis für die Jüngeren, persönliche Nähe für die Älteren
Der Faktor Zeit spielt für die jüngeren Generationen generell eine ausschlaggebende Rolle. Denn auch wenn meist nur noch ungern telefoniert wird, lassen sich Telefonaten doch gewisse Vorteile abgewinnen. Diese liegen für rund 40% der Generation X, Millennials und Generation Z in der Zeitersparnis, was nur 31% der Babyboomer ebenso sehen. Die ältere Generation misst dagegen den inhaltlichen Vorzügen von Telefonaten höhere Bedeutung zu: 68% der Babyboomer finden, dass sich manche Themen besser mündlich klären lassen und 63% empfinden Telefongespräche als persönlicher.
Die persönliche Komponente entscheidet letztlich auch, in welchem Fall sprichwörtlich zum Hörer gegriffen oder doch lieber getippt wird. Wenn es wichtige oder vertrauliche Themen zu besprechen gibt, fällt bei 7 von 10 Schweizerinnen und Schweizern die Wahl auf ein Telefonat. Je niedriger die Relevanz und Dringlichkeit, umso mehr geht der Trend Richtung Text- und Sprachnachrichten. So rufen nur noch etwa 16% der Befragten an, um Treffen zu vereinbaren. Bei unangenehmen Angelegenheiten zeigt sich wieder ein klarer Generationenunterschied: Während die Generation Z diese mehrheitlich schriftlich angeht (53%), versuchen die Babyboomer diese lieber im Rahmen eines Telefonanrufs zu klären (57%).
Die richtige Telefon-Etikette: eine Frage des Alters?
Ähnlich uneinig wie bei der Nutzung ist man sich hierzulande auch bei den Do’s und Dont’s in Zusammenhang mit Anrufen. Für die Generation X und die Babyboomer gibt es beim Telefonieren in der Öffentlichkeit einige klare Tabus. Beinahe 90% sind der Ansicht, dass die Lautsprecherfunktion ein absolutes No-Go darstellt und mehr als 60% dieser Altersgruppe finden es generell unhöflich in der Öffentlichkeit zu telefonieren. Was eingehende Anrufe anbelangt, sind jeweils rund 6 von 10 Angehörige der Generation Z (66%) und der Millennials (58%) der Meinung, diese müssten nicht zwingend angenommen, sondern dürften ruhig auch mit einer Textnachricht beantwortet werden. Das kommt bei den Älteren nicht ganz so gut an (49%).
Die vorliegende Umfrage zeigt also durchaus einschneidende Unterschiede im Smartphone-Gebaren zwischen Jung und Alt. Um Missverständnisse und Verständigungsprobleme unter den Generationen zu vermeiden, gilt es die persönlichen Präferenzen offen und klar zu kommunizieren – aber vielleicht doch lieber per Textnachricht als per Anruf.