Schnäppchen mit Schattenseiten

Temu, Shein, AliExpress oder Wish – Plattformen wie diese stehen sinnbildlich für den Boom des extrem günstigen Online-Shoppings. Doch was bewegt Menschen, dort einzukaufen? Und welche Schatten wirft dieser Trend auf Nachhaltigkeit, Qualität und den lokalen Handel? Unsere repräsentative Studie unter rund 1.000 Befragten zeigt, wie sehr diese Plattformen das Konsumverhalten in der Schweiz verändern – und wo die Grenzen der Schnäppchenfreude liegen. 

Billig, bequem, beliebt

Temu, Shein, AliExpress oder Wish – Plattformen wie diese stehen sinnbildlich für den Boom des extrem günstigen Online-Shoppings. Laut einer aktuellen, repräsentativen Umfrage von Marketagent sind die internationalen Billig-Marktplätze in der Schweiz längst kein Nischenphänomen mehr: 97% kennen Temu, 83% Shein – und 6 von 10 haben bereits auf einer dieser Plattformen eingekauft. 

Der Reiz liegt klar auf der Hand: 89% erleben die Preise in diesen – meist chinesischen - Onlineshops als sehr oder eher niedrig, für 81% sind sie der wichtigste Grund für den Einkauf. Das verleitet viele zu Impulskäufen: Fast drei Viertel (72%) der Konsument*innen geben an, auf Temu und Co. schon einmal mehr gekauft zu haben als ursprünglich geplant – allein wegen der niedrigen Preise. 

Schnäppchen mit Nebenwirkungen

Die günstigen Angebote führen jedoch nicht nur zu vollen Warenkörben, sondern auch zu moralischen Dilemmata: Fast jede*r Zweite hatte nach dem Einkauf bereits ein schlechtes Gewissen (47%), insbesondere die jungen Konsument*innen der Generation Z (66%). Wenig überraschend, schliesslich ist der Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer bewusst, dass der Umweltaspekt bei den Billig-Shops oft ins Hintertreffen gerät. 74% der Befragten bewerten die Produkte als wenig bis gar nicht nachhaltig. 

Auch in Sachen Qualität ist die Einschätzung kritisch: Ein Drittel bewertet die Produktqualität bei Temu und Co. als mittelmässig, 51% gar als gering. Die mangelnde Wertigkeit der Ware ist auch der Hauptgrund für die Nicht-Nutzer*innen, die Billig-Marktplätze von vornherein zu meiden: 66% der Ablehner*innen misstrauen der Qualität der Produkte. 56% wollen die Plattformen grundsätzlich nicht unterstützen und 85% planen auch künftig (eher) keine Nutzung. 

Ein Trend mit Zukunft – aber auch mit Folgen

Trotz vieler Vorbehalte glaubt das Gros der Schweizer*innen an den anhaltenden Siegeszug der Billig-Plattformen: 8 von 10 rechnen mit einer weiteren Zunahme der Nutzung. Dass diese Veränderung im Shoppingverhalten ihren Preis hat, ist der Mehrheit der Befragten bewusst. 56% erwarten eine Zunahme von Müll, 54% eine Förderung der Wegwerfmentalität. Für 51% ist klar, dass die Online-Plattformen lokale Einzelhändler verdrängen. 

Was heute als Schnäppchen im Warenkorb landet, kann morgen zum Umweltproblem werden – denn Overconsumption ist der stille Preis des Billigbooms. Viele wissen um die Schattenseiten von Temu, Shein und Co., von Müllbergen bis zum Ladensterben, und kaufen dennoch weiter. Unsere Studie zeigt, wie schwer der Spagat zwischen Preisbewusstsein und Verantwortungsgefühl geworden ist. Der Reiz des Einfachen, Schnellen und Günstigen ist gross – auch wenn er langfristig lokale Vielfalt und urbane Lebenskultur gefährdet“, analysiert Roland Zeindler, Geschäftsführer der Marketagent Schweiz AG. 

Denn während das Klick-Shopping boomt, zeigen sich im Stadtbild klare Spuren: 55% der Umfrageteilnehmer*innen nehmen bereits vermehrte Leerstände von Geschäftsflächen wahr. Gleichzeitig bleibt der emotionale Wert klassischer Einkaufsstrassen hoch: 83% würden diese im Stadtbild vermissen, wenn sie verschwinden würden.

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